
Stillstand –
Beratungsverständnis
„Alles, was stabil ist, ist in Veränderung.
Stillstand braucht Begleitung.“
Egal ob als Individuum, Mitglied in einem Team oder Mitarbeiter in einer Organisation: Was wir tun, soll gelingen.
Wir wollen unser Potential entfalten, gemeinsam Höchstleistungen erbringen und ordentliche Gewinne einfahren. Ohne ständige Veränderung ist das nicht möglich.
Als Individuen sind wir stabil, wenn unterschiedliche Lebensbereiche miteinander in Balance sind. Ein Team ist stabil, wenn es gemeinsam im Flow ist und das Miteinander von Wertschätzung sowie gegenseitiger Unterstützung geprägt ist. Eine Organisation ist stabil, wenn sie mehr erwirtschaftet als ausgibt und dabei ihre Mitarbeiter halten kann. Das alles ist nur durch ständigen Wandel möglich, durch immer wieder vorgenommene Anpassungen. Stabil ist das, was in Veränderung ist und bleibt. Überall finden sich dafür Beispiele: Ohne den Wechsel vom Tag zur Nacht und wieder zum Tag usw. (= Veränderung), wäre kein Rhythmus wie wir ihn zum Leben brauchen möglich (= Stabilität).
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Im Coaching geht es deshalb oft um das Überwinden von Defiziten und Entfaltung von Potentialen. Ziel ist es, ein besserer Mensch zu werden, endlich der zu werden, der man wirklich ist.
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Bei der Teamentwicklung soll Misstrauen abgebaut, Streitigkeiten geklärt und eine „alle für einen, einer für alle“-Kultur etabliert werden, um gemeinsam vorgegebenen Ziele zu erreichen.
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In der Organisationsentwicklung stehen effiziente Strukturen, agile Prozesse, entscheidungsfreudiges Management, vorbildliche Führungskräfte und motivierte Mitarbeiter im Fokus, um das Überleben der Organisation zu sichern.
Ich überspitze an dieser Stelle bewusst etwas: Dafür ist keine Beratung nötig. Das ergibt sich von selbst. Ansonsten wären wir schon längst verschwunden.
Unser Leben – egal ob im Privaten, in Teams oder einem Unternehmen – ist voll von Erstaunlichem, durchdrungen von Unerklärbarem, voller Widersprüche und Anomalien. Dafür wurden und werden immer wieder neue Beschreibungen erfunden, wie VUCA und BANI. Und wir sind in der Lage, damit umzugehen. Ich positioniere mich deshalb gegen eine Vorstellung von Veränderung, die Stabilität aufbrechen muss, um stattfinden zu können.
Veränderung ist demnach nicht die Voraussetzung für einen neuen, besseren Zustand! Veränderung ist allgegenwärtig. Auch dort, wo sich scheinbar nichts mehr tut. Wenn etwas festgefahren ist, dann ist auch das ein Ergebnis von stetig wiederholten Handlungen: der Trinker trinkt immer wieder, der Manager lässt Konflikte immer wieder ungeklärt, Mitarbeiter machen immer wieder weiter wie bisher usw.
Deshalb ist es sehr viel hilfreicher zwischen funktionalen und dysfunktionalen Zuständen zu unterscheiden. Denn nicht jede Veränderung führt zu Zuständen, die sich günstig auf das Leben, auf ein Team, auf die Organisation auswirken. Was für den einen funktional ist, kann für den anderen dysfunktional sein. So ist es für die Entwicklungsabteilung hilfreich, wenn Prozesse verlängert werden („Endlich können wir unsere Arbeit ordentlich machen!“), zugleich stöhnt der Vertrieb („Wie sollen wir das unseren Kunden verkaufen?“). Der Trinker kann seiner tiefsitzenden Scham entgehen, in dem er weiter trinkt, sein Körper und seine Beziehungen gehen zugrunde. Der Manager kehrt aus konfliktscheue Fehler seiner Mitarbeiter unter den Teppich, sein Team wird für die mangelhaften Ergebnisse gerügt, der Umsatz bleibt unter den Erwartungen.
Ein Trinker würde jedoch kaum darum bitten, dass man ihm hilft in den unerträglichen Schmerz der Scham zu gehen, sondern vielmehr darum, noch einfacher und günstiger an alkoholischen Nachschub zu kommen. Berater und Trinker haben schnell Erfolgserlebnisse. Leider kann diese Metapher auf viele Beratungsansätze übertragen werden.
Es braucht vielmehr einen kompetenten Umgang mit den dysfunktionalen Anteilen von Veränderungen: Sicherwerden im Umgang mit Unsicherheit, Lust am Frust, Freude am Verlieren und ähnliche ungewöhnliche Kompetenzen. Dafür kann Beratung sinnvoll sein. Denn wer sich mit Lust am Frust in problematische Situationen begibt, kann viel mehr erreichen, als wenn er mit möglichst wenig Aufwand und ohne tief einzutauchen, eine schnelle Lösung aus dem Hut zaubert.
In Abgrenzung zur Stabilität nenne ich ungünstige, dysfunktionale Zustände Stillstand:
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Stabilität: vorwiegend funktionale Veränderung
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Stillstand: vorwiegend dysfunktionale Veränderung
Auch Stillstand ist das Ergebnis von wiederholten Handlungen. Stillstand braucht Begleitung, denn offensichtlich ist es bisher nicht gelungen, sich selbst vom schädlichen, dysfunktionalen Handlungen zu lösen und sie in eine funktionale Richtung zu stabilisiert.
Eine zentrale Frage im Beratungsprozess lautet deshalb: Wie kommt es, dass ich/wir an einem ungünstigen Zustand (unbewusst) festhalten und im Stillstand stagnieren?
Wenn es Stillstand in Ihrem Leben, Ihrem Team oder Ihrer Organisation gibt, können Sie sich gerne unverbindlich bei mir melden. Ich mache mich gerne mit Ihnen auf den Weg.